Berlin WW Zeichner: Thomas Theodor Heine Zeichnungstext: "Bei der Behandlung des Gesichts verlasse ich mich auf Ihre künstlerische Impression - bei den Perlen und Steinen möchte ich um neue Sachlichkeit gebeten haben." |
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Karl Arnold 1883-1953 |
Thematisch lassen sich Arnolds "Simplicissimus"-Beiträge nicht einseitig festlegen. Er äußerte sich zu aktuellen tagespolitischen und allgemein sozialen Problemen, wie er auch unterhaltende Blätter ohne betont kritischen Anspruch zeichnete. Besonders typisch sind sicher die zahlreichen Karikaturen auf den Bayern und den Berliner, in denen bestimmte lokalspezifische Eigenarten und gleichzeitig die gesellschaftlichen Konflikte der Zeit verdeutlicht werden. Bis 1933 veröffentlichte Arnold immer wieder treffende, oft entlarvende Karikaturen auf den Nationalsozialismus. Insgesamt bilden seine Zeichnungen eine satirische Chronik der Weimarer Republik, ihren Degenerations- und Abnützungserscheinungen. |
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George Grosz 1893-1959 |
(Eigentlich Georg Ehrenfried Grosz) Maler und Graphiker, Freier Mitarbeiter
des "Simplicissimus". 1918 zählte er zu den Initiatoren
der Berliner Dada-Gruppe. Der antibürgerliche Impuls der Bewegung
mündete in seinem Fall ins konkret Politische. Es entstanden - häufig
in Zusammenarbeit mit John Heartfield - zahlreiche Collagen, Photomontagen
und Gemälde, die die Gesellschaft der Weimarer Republik scharf attackierten.
Bevorzugtes Angriffsziel waren Kirche, Großkapital und Militär.
Seine Karikaturen erschienen teilweise in Sammelbänden, wie Das Gesicht
der herrschenden Klasse (1921), Ecce Homo (1923) und Der Spießerspiegel
(1925). Seine Darstellungen des Großstadtlebens, insbesondere des
Amüsierbetriebs und der Halbwelt, gleichen in großen Zügen
den entsprechenden Werken von Otto Dix, mit dem er zu den bedeutendsten
Figuren der Neuen Sachlichkeit avancierte. Grosz zählte zu den kompromisslosesten Gegnern des Nationalsozialismus, seine Kunst galt nach 1933 als "entartet". Er hielt sich ab 1932 ohnehin wegen eines Lehrauftrags in den USA auf, wurde 1938 von den deutschen Behörden ausgebürgert und erwarb die amerikanische Staatsbürgerschaft. Kurz vor seinem Tod am 6. Juli 1959 kehrte Grosz nach Berlin zurück. |
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Olaf Gulbrannsson 1873-1958 |
Gulbranssons Stil überzeichnet die Figuren selten karikaturistisch und entwickelt stattdessen die Karikatur aus der Komposition des Ganzen. Präzise und knapp geben seine Karikaturen die nötigen Informationen zu einer Szene, einer Figur. Gulbrannsson verzichtet bei der Darstellung seiner Figuren weitgehend auf Abnormitäten, auf Hässlichkeit. Die Karikatur erreicht er durch ungewöhnliche Perspektiven, durch extreme Überdehnungen oder Verkürzungen in der Komposition. Charakteristisch für seinen Zeichenstil ist seine raumbildende Funktion, die er durch "raumübergreifende" Perspektiven schafft. Bei diesen Karikaturen bezeichnet der Text lediglich bestimmter die allgemeine Richtung, die die Zeichnung aus sich heraus bereits angibt. |
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Thomas Theodor Heine 1867-1948 |
Heine spezialisierte sich im "Simplicissimus" nicht auf einen Themenbereich, seine Karikaturen geben vielmehr ein lückenloses Bild all der Probleme, mit denen sich die Zeitschrift im Laufe ihrer Entwicklung auseinandersetzte. In seinen allgemein gesellschaftskritischen Zeichnungen bekämpfte er besonders kompromisslos die falsche Moral und Ignoranz der wilhelminischen Gesellschaft. Ebenso offen äußerte er sich zu tagespolitischen Fragen, sei es, dass er die imperialistischen Bestrebungen Kaiser Wilhelm II. und seiner Berater lächerlich machte oder innenpolitische Entwicklungen wie die Verbindung von Kirche und Staat und Fehlentscheidungen der Justiz angriff. Nach dem 1. Weltkrieg kritisierte Th. Th. Heine ebenso deutlich in seinen Karikaturen die Skrupellosigkeit von Wirtschaftsgewinnlern wie auch die parteipolitischen Entwicklungen in der neuen Republik und den beginnenden Nationalsozialismus. Die Ironie seiner Karikatur entsteht häufig aus dem offensichtlichen Widerspruch zwischen Darstellung und beigefügter Unterschrift. Diese Texte, von Heine selbst formuliert, können den manchmal verniedlichenden, scheinbar harmlosen Inhalt seiner Bilder ins Gegenteil verkehren. Andererseits benutzt Heine den Bildtext auch, um die Kritik, die in der Zeichnung bereits ausgedrückt ist, zu verstärken, oder ihr eine ironische Version zu verleihen. |
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Erich Schilling 1885-1945 |
Bei tagespolitischen Themen wählte Schilling oft einen Zeichenstil, der an Holzschnitte erinnert und von starken Kontrasten lebt. Hier sind die dargestellten häufig karikaturistisch überzogen. Wiederum anders stellt Schilling die Vertreter der Oberschicht dar. Hier sind die Figuren meist schmal und übergross, die Schönlinigkeit der Kleidung kontrastiert mit den hässlichen, harten Gesichtern mit hoher Stirne und kantiger Nase. Oft versieht er diese Figuren mit großen, gestreiften Brillen, die deren ohnehin degenerierte Erscheinung unterstreichen. Während der Weimarer Republik war Schilling einer der schärfsten Kritiker des Nationalsozialismus. Nach der Gleichschaltung wurde er jedoch zu einem "loyalen" Propagandisten des Hitlerregimes. |
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Wilhelm Schulz 1865-1952 |
Schulz veröffentlichte im "Simplicissimus" viele Zeichnungen, in denen die politischen Grundeinstellung der Redaktion zum Ausdruck kommt. Er verwies immer wieder auf die positiven Leitbilder des 19. Jahrhunderts und schilderte begeistert Begebenheiten aus den Zeiten der Befreiungskriege und der März-Revolution. Dagegen stellte er die Gefahren, die er in seiner eigenen Zeit sah: Not, Hunger und Krieg. Diese Rückbesinnung auf die Ideale des 19. Jahrhunderts, die auch für den "Simplicissimus" allgemein typisch war, kennzeichnet die meisten Arbeiten von Schulz. In der ihm eigenen bescheidenen Art erträumte er darin eine kleine, harmonische Welt, die den Wunschvorstellungen vieler Leser entsprach. |
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Eduard Thöny 1866-1950 |
Stilistisch leben Thönys Zeichnungen aus der Verbindung malerischer, nuancenreicher Schraffuren, die den Eindruck von Stofflichkeit vermitteln, und Konturlinien und Flächen, die oft plakative Wirkungen erreichen. Thöny kombiniert in seinen Zeichnungen wirklichkeitsgetreue Darstellungen, die manchmal an den Realismus einer Bildreportage erinnern, und vereinfachende, typisierende Elemente, in denen über den Einzelfall hinausweisende, charakterisierende Verhaltensweisen zum Ausdruck kommen. Auch in den extremen Perspektiven, Ausschnitten und Rückenansichten, die die Beziehung des Betrachters zum Bildinhalt beeinflussen, äußert sich ein typisches Stilmittel Thönys. Die Erlebnisse des 1. Weltkrieges, Zerstörung und menschliches Elend, ließen Thöny zu einer schärferen Artikulierung seiner Kritik gelangen. Zudem brachte der Untergang eines Gesellschaftssystems, das, obwohl unablässig kritisiert, doch Basis und Maßstab seiner Kunst gewesen war, den Verlust seines eigentlichen Themengebietes und seiner Typen. Zunehmend fand Thöny nun wieder in der freien Malerei ein Aufgabengebiet, das ihn neben der zur Routine gewordenen karikaturistischen Tätigkeit künstlerisch in Anspruch nahm. |
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